Segnungs-Gottesdienst für Mensch und Tier am 25. August im Strohdachhaus, Hüttikon

Segnungs-Gottesdienst für Mensch und Tier am 25. August im Strohdachhaus, Hüttikon

Segnungs-Gottesdienst für Mensch und Tier am 25. August im Strohdachhaus, Hüttikon

# Neuigkeiten

Segnungs-Gottesdienst für Mensch und Tier am 25. August im Strohdachhaus, Hüttikon

Haben Tiere eine Seele, die ewig lebt? Was denken Sie?
Die christliche Theologie geht von der Unsterblichkeit des Menschen aus, auf Grund vieler biblischen Texte, die das bezeugen (Daniel, 12, 2-3; 1. Johannes 5, 11 – 13; Johannes 5,24 oder Matthäus 25,46). Gilt das aber auch für alle anderen Lebewesen? Die Seele ist so etwas wie ein «Smartphone» oder ein Kommunikationsmittel, durch das wir in Kontakt zu Gott treten. Die Beziehung des Menschen zu Gott ist vielfältig und wechselhaft (siehe: Die Psalmen). In den biblischen Quellen gibt es keine solche direkte Kommunikation zwischen Gott und den Tieren. Ich habe aber meine Zweifel, ob das stimmt. Unsere Gesellschaft ist sehr wahrscheinlich immer noch vom Mittelalter geprägt, wo klar gesagt wurde, dass nur der Mensch eine unsterbliche Seele habe und dass die Seelen der Tiere mit dem Tod zugrunde gehen und diese nicht für die Ewigkeit geschaffen seien. Verstärkt hat diese Sicht vor allem René Descartes (1595–1650), der einen klaren Strich zog zwischen Menschen und Tieren. Vereinfacht gesagt: Descartes unterschied zwischen einer res extensa und einer res cogitans. Die erste ist die ausgedehnte Materie, die äussere Körperwelt, die man anfassen, berechnen und quantifizieren kann. Die zweite beinhaltet die Seele, immateriell und quantitativ nicht messbar, und die etwas ganz Besonderes kann – nämlich denken. Sie hat also Kenntnis von ihrem Sein, ihrem Zustand und ihrer Wahrnehmung. Das hat und kann nur der Mensch haben. Laut Descartes sind Tiere nur ein materielles System. Sie können nicht denken und so «verbannt» er sie in die res extensa, da ihnen die res cogitans fehlt. Tiere haben kein Bewusstsein, keine Gedanken, keine Gefühle. Sie sind nur Automaten (siehe De homine, 1622). Die Konsequenzen solchen Denkens sehen sie im Bild oben: die mechanische Ente. Und diese hat uns dann weitergeführt zu unseren heutigen industriellen Schlachthöfen …. . Wenn es darum geht herauszufinden, ob Tiere eine Seele haben, dann greift unsere heutige Zeit – bewusst oder unbewusst – auf die radikale Position von René Descartes zurück: Nein, Tiere haben keine Seele. Das ist falsch.

   

  René Descartes, De homine, 1622  

 

            


Die mechanische Ente von Jacques de Vaucanson aus dem Jahr 1738  (Bildquellen: Wikipedia)


Auch die (deutschen) Bibelübersetzungen sagen oft nur die halbe Wahrheit. Warum? Um den Tieren ihre Seele «abzusprechen»? Hier ein Beispiel. In den Sprüchen, Kapitel 12, Vers 10, haben wir die deutsche Übersetzung: Der Gerechte kümmert sich um sein Vieh. Im Hebräischen steht dort aber geschrieben: יֹודֵ֣עַ צַ֭דִּיק נֶ֣פֶשׁ בְּהֶמְתֹּ֑ו, was wörtlich übersetzt heisst: Der Gerechte weiss um die Seele seines Viehs. Ich bin der Meinung, dass Tiere seelische Lebewesen sind und nicht nur «Automaten» mit denen man machen kann, was man will. Nun, bis heute halten die Diskussionen darüber an. Manchmal in sehr gehässiger Form und die Menschen sind sich darüber uneinig. Wir sollen uns aber den Tieren gegenüber so verhalten, wie ein Hirte gegenüber seiner Herde, fürsorglich, bewahrend und respektvoll.

Ich lade Sie gerne ein zu unserem Gottesdienst für Mensch und Tier (siehe auch Chilebot JUli/August 2024).

Pfarrer Vincent Chaignat 

Dies könnte Sie auch interessieren

0
Feed